Im „Primitive Archer“- Forum habe ich folgenden Brief von Aldo Leopold gefunden, den er einem, von ihm gebauten Bogen beigelegt hat. Das ist der Link zum Wiki- Eintrag über Aldo Leopold, kurz gesagt, die heutige Umweltschutzszene wäre ohne Aldo Leopold fast nicht denkbar, Aldo Leopold setzte Grundlagen. Ich habe nicht gewusst, daß er auch Bogen gebaut hat. Im Brief schreibt er genau das, was so, glaube ich, viele Holzbogenbauer genauso empfinden, ein wunderschöner Text……………………..den muss ich übersetzen, das Original auf meinem englischsprachigen Blog.
“ Lieber Herbert“
Per Express schicke ich Dir einen Eibenbogen, den ich diesen Winter für Dich gemacht habe. Mir hat das sehr viel Spass gemacht, weil ich so auch meine Zuneigung und Bewunderung für jemanden ausdrücken konnte, der weiss, was es mit Eibenbögen- und Wachteln und Stockenten und dem Wind und dem Sonnenuntergang- so alles auf sich hat.
Ich kann Dir nicht mal versichern, das das ein besonders gutes Stück Holz ist. Genau wie beste Freunde, müssen Bogenstäbe in vielen Wäldern und Wettern gelebt haben, bevor man ihre wahre Qualität erkennen kann. Die Tatsache, daß der Stab aus Eibe ist, ein spezifisches Gewicht von .432 hat, aus Roseburg in Oregon kommt und seit 1930 darauf wartet, benutzt zu werden, sagt kaum aus, wie weit der Bogen einen Pfeil fliegen lassen wird. Genau so wenig, wie uns die Tatsache sagt, das ein Mann Naturforscher ist und 160 Pfund wiegt. Wenn der Stab lange genug trocknen konnte, so werden wir sehen, wie sein spezielles Etwas, seine ganz eigene Art und Schönheit sich zeigen werden. Alles, was ich zu dem Bogen sagen kann, ist, daß er mich durch sein Äusseres lehrte, all mein handwerkliches Können und Wissen zu geben. Was im Bogenstab drinnen ist, das ist die immerwährende Frage.
Ich habe den Bogen nach dem neuesten Stand der Verbesserungen im Bogendesign zu bauen versucht, einige sind nicht so offensichtlich, gleichwohl sind sie berücksichtigt worden. Der rechteckige Querschnitt und der schlanke Griff sind deutlich sichtbare Neuerungen, aber sie sind wahrscheinlich nicht so wichtig wie die neue Position seines Mittelpunktes. Früher war das knapp unter der Pfeilauflage, aber in diesem Bogen ist die so knapp wie nur möglich in der Mitte des Griffes angebracht, geradeso, daß der untere Wurfarm nicht überstrapaziert wird.
Die Hornnocken an den Enden des Bogens stammen von dem Skelett einer alten Kuh aus den Santa Rita Höhen. Die leichten Unregelmässigkeiten am Sockel der oberen Nocke sind das Werk der Jahreszeiten, die ihre Knochen gebleicht haben, bevor das Skelett gefunden worden ist. Ich bezweifle auch nicht, daß schwarze Geier das Skelett als Sitzstange benutzt haben, eine Wachtel, ein Rennkuckuck, oder ein Koyote und ein Feldhase ihre kleine Spielchen von Leben und Tod in der Traubenkirsche nahe der verwesenden Kuhhaut gespielt haben. Wusste die altgewordene schwerfällige Kuh, das sich in ihren wachsenden Hörnern ihre tägliche Nahrung aus Wüstenmoskitogras und Mesquiteblättern in ein einziges bernsteinfarbenes Gedicht verwandeln würde? Hätte sie vielleicht ein solches Wissen zufriedengestellt? Geniesst ein Eibenbaum, der aus blanker Erde und Sonnenlicht gemacht ist, seine Weiterverarbeitung, wenn sich seine abgearbeiteten Späne vor Ekstase im Sonnenlicht kräuseln? Alles Fragen, die sich ein Bogenschütze stellen sollte, aber niemand beantworten kann.
Man kann einen Bogenstab nicht bearbeiten ohne meist völlig übertriebene Hoffnungen auf seine Zukunft zu haben. Ich hoffe Du lehnst den Bogen an den vielen heissen Mittagen an einen moosbewachsenen Felsen in der Nähe einer kühlen Quelle. Ich hoffe auch, daß seine Pfeile über der sonnigen Lichtung, dort wo die Truthähne sind, singen. und ich hoffe auch, daß ein paar noch so schlaue Hirsche schon erschrecken, wenn sie nur das Schwirren der vorschnellenden Sehne hören.
Und wenn der Bogen doch mal brechen sollte, so verschwende keine Worte oder Gedanken eines vergeblichen Bedauerns. Da sind genug Bogenstäbe in den Wäldern da draussen, die noch nie einen Pfeil losgeschickt haben und sehnsüchtig darauf warten, diese Bestimmung erfüllen zu können. Blase 3 Mal in Dein Horn und ich werde Dir einen neuen Bogen bauen.“
Dein Aldo Leopold
Das ist Holzbogen pur!