Es geht hier um Flght- Bogen aus Holz, die mit Sehnen aus natürlich gewachsenem Material ausgerüstet sind!
……….gleich der erste Irrtum vorneweg: Bogen mit hohem Zuggewicht schiessen weiter als schwächere Bogen, das stimmt nicht! Glasfaserbelegte Bogen schiessen weiter als Holzbogen, die aus einem Stück(selfbow) oder aus Holz- oder Bambuslaminaten gebaut sind, das stimmt auch nicht! Lange Bogen schiessen weiter als kurze Bogen, stimmt natürlich auch nicht! Ganz so einfach ist es auch nicht. Flightshooting ist sicher das komplexeste und interessanteste Kapitel im Bogenbau.
Nähere Einzelheiten siehe hier
Details und Diskussion des Bogens sind hier
Alan Case baut auch besonders leichte und trotzdem stabile Flugpfeile, beim jährlichen Meeting der Flightbowyer auf dem Grossen Salzsee benutzen viele Teilnehmer seine laminierten Pfeile aus Tonkin- Bambusleisten, ein Tutorial gibt´s hier
Und schon mal ein Bild eines solchen Tonkin- Schaftes
Ein seriöser Bogenbauer baut seine Bogen so, daß er aus möglichst wenig Masse die höchst mögliche Energie rausholt. Egal, für welchen Zweck der Bogen gedacht ist. Diese Vorgabe gilt natürlich ganz besonders für Weitschussbogen. Materialkombinationen wie osage orange plus Horn plus Sehnenbelag zeugen nur von heftiger Unkenntnis der Materie. Selbst Glasfaser ist so schwer, daß ihr eigentliches Potential nur am Compound- Bogen zur vollen Wirkung kommen nur. Glasfaserbelegte Lang- bzw. Recurvebogen sind spitzenmässig gebauten Holzbogen unterlegen. Auch sehnenbelegte Holzbogen erreichen durch ihr erhöhtes Eigengewicht nicht die Pfeilgeschwindigkeiten und Schussweiten von reinen Holzbogen.
Richtig schnelle Bogen sind aber nur 50% der ganzen Geschichte, die anderen 50% sind der passende Flugpfeil. Natürlich kann ein leichter Pfeil weiter fliegen, doch muss er auch hart genug sein, um die Kraft des Bogens so aufzunehmen, daß er möglichst schnell nach dem Abschuss in eine stabile Flugbahn kommt.
Die Experten schlechthin des Flightshootings waren die Osmanen, die Alles oben genannte berücksichtigt haben. Ihre Hornbogen waren weit weniger mächtig als mongolische oder chinesische Vorgänger, aufs Wesentliche reduziert, ihre Flugpfeile sind ein Geniestreich der Ballistik. Osmanische Flugpfeilschäfte sind aus 6 Leisten(Holz, Bambus oder Schilf) so zusammengesetzt, daß sie innen hohl sind, so ergibt sich ihr niedriges Eigengewicht und die nötige Härte/Stabilität. Das gleiche Bauprinzip liegt den traditionellen Fliegenfischenruten zugrunde.
Nachdem ich vom Flightshooting völlig angefressen worden war, begann ich die Flugpfeile selbst zu machen, auch an den Tonkin- Schäften habe ich mich versucht. Auf meinem englischsprachigem Blog BOWXPLOSION habe ich meine Versuche dazu dokumentiert, siehe hier den 1.Teil, da gibt´s insgesamt 6 Teile.
Selbst die beste Flugpfeil/Weitschussbogen- Kombination ist ohne einen erfahrenen Weitschusschützen nicht viel wert. Da muss ein Gespür für die richtige Thermik, Wind etc……entwickelt sein, der Abschusswinkel muss exakt 45% sein, manche Schützen geben dem Pfeil noch einen letzten Kick, indem sie den Bogen während des Ablassens nach vorne pushen. Es werden Hilfsmittel wie Daumenringe oder spezielle Griffschlaufen benutzt, um möglichst die Reibung beim Abschuss zu reduzieren.
Der Arikel zum obenstehenden Bild ist von Alan Case und hier im PALEOPLANET
Grundsätzlich gilt für Holzbogen ( mit normalem Pfeil geschossen) die Faustregel: Zuggewicht plus 100= Pfeilgeschwindigkeit in f/s = Schussweite , da sind aber je nach Qualität des Bogens plus minus 20% zu rechnen. Der selbe Bogen mit einem leichterem Flugpfeil geschossen sollte ca.25% mehr Weite bringen. Aber: die oben genannten Umstände und Faktoren sollen deutlich gemacht haben, daß Flightshooting eine äusserst komplexe und sensible Geschichte ist.
Flightshooting führt heutzutage ein Nischendasein in der Bogenszene, wenn auch jedes Jahr Ende August sich ein paar Flightshooter am Großen Salzsee versammeln, um dort nach Bogentypen eingeteilt, neue Bestweiten zu erzielen. PALEOPLANET, mit dem weltweit grössten Primitivbogen- Forum hat immerhin ein PRIMITIVE FLIGHTSHOOTING- Unterforum. In Deutschland und Europa gibt es ein paar kleinere Flightshooting- Treffen.
Flightshooting war in der Zeit von 1920- 1960 vor allem in den USA weit populärer als heutzutage, Berichte darüber belegen sehr grosse Schussweiten, z.T. deutlich über heute erzielte Ergebnisse, wahrscheinlich war das Regelwerk damals noch nicht so eng gestrickt.
Mein aktueller Nachbau eines Retro- Flightbows aus Eibe(nur Kernholz), gerade Wurfarme, steile Recurves.
Seinerzeit sehr bekannte Flightbogner waren der legendäre Harry Drake und Lee Sublette.
Marc St. Louis erregte letztes Jahr mit diesem Design sehr viel Aufsehen:
Mein bisher schnellster Flight- Bogen sieht so aus:
Die Vorstellung und Diskussion zum obigen Bogen ist hier im PALEOPLANET und hier in meiner BOWXPLOSION.
Das Optimum im Flightshooting sind sicher sehr kurze Bogen mit um die 50lbs. Die kurzen Wurfarme stellen schneller zurück, 150- 250grs. schwere Flugpfeile werden so auf Geschwindigkeiten von 220f/s- 280f/s gebracht. Ich glaube, daß mit dem optimalen Bogenrohling sogar 300f/s plus möglich sind.
Im nächsten Teil geht es um einzelne Flightbow- Designs und noch mehr Flight- Bogenbauer.